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Die Alte Dechantei in Regensburg (genauer: Alte Dechantei des Kollegiatstifts zur Alten Kapelle) mit der heutigen Adresse Kapellengasse 6 in der Altstadt von Regensburg war seit dem späten Mittelalter der Wohnsitz zahlreicher Dekane. Das Wort Dechantei bezeichnet eigentlich den Amtsbereich eines Dekans (auch Dechant genannt). Der berühmteste Bewohner des Hauses war der katholische Kirchenmusiker Carl Proske.
Nutzung als Wohnhaus für Dekane
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Haus im Jahr 1344. Am 9. Oktober bestimmte das Stiftskapitel der Alten Kapelle, dass alle seine Dekane in diesem Gebäude wohnen sollten. 1521 wurde die Wohnpflicht der Dekane in der Dechantei verschärft: Zu diesem Zeitpunkt hatten viele Dekane das Wohnrecht für jenes Haus ausgeschlagen. Bis zum Jahr 1889 bewohnten Regensburger Dekane dieses Haus.
Nutzung als Geschäftsgebäude
1935 wurde das Erdgeschoss aufgerissen, die Front wurde mit Schaufenstern versehen. Seit dieser Zeit wurde das Haus gewerblich von verschiedenen Firmen genutzt. Seit dem Anfang der 50er Jahre ist die Familie Bachfischer mit dem Haus verbunden.
Bauliche Entwicklung
Der genaue Zeitpunkt der Errichtung der Alten Dechantei ist nicht bestimmbar. Vermutlich ließ der Dekan Johannes Haiden das Haus 1464 grundlegend umbauen. Darauf weist unter anderem die Jahreszahl hin, die unter der sogenannten „Türkenmadonna“ angebracht ist: Für die Zahl 1464 wurde die halbe 8 als alte Form der 4 verwendet. Daneben findet man das Wappen des Dekans Haiden, das einen Mann mit Hut und Spitzbart zeigt. Die „Türkenmadonna“ ist ein Relief von Maria im Strahlenkranz: Sie tritt gerade auf einen Halbmond, unter dem sich das Gesicht eines Türken verbirgt – daher auch der Name „Türkenmadonna“.
Anlass für die Errichtung der „Türkenmadonna“ war zum einen der Tod von Papst Pius II. an Mariä Himmelfahrt, zum anderen die Aufgabe des Kreuzzuges gegen die Osmanen. Haiden drückte seine Verzweiflung über die Ereignisse in Form der „Türkenmadonna“ aus – er verehrte die Himmelskönigin als letzte Retterin in der Not. Die „Türkenmadonna“ an der Regensburger Dechantei ist eine der weltweit ältesten dieser Abbildungen. Nach ihrer Anbringung in der Alten Dechantei tauchten solche Marienbilder im gesamten deutschen Sprachraum öfter auf. In Regensburg selbst befindet sich eine weitere Abbildung in der Ägidienkirche.
Um das Jahr 1700 wurde das Haus umgebaut, blieb aber im Kern mittelalterlich. Aus dieser Zeit stammt auch die Barocktreppe im Inneren des Hauses. Die Deckenkehlen im Obergeschoss und die zweiflügligen Türen stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert.
1905/1906 erhielt die Alte Dechantei ihr bis heute charakteristisches Aussehen: Karl Frank nahm eine Überformung der alten Fassade mit Fachwerkgliederung vor. An der Ecke befindet sich eine fachwerkgefasste Fenstergruppe, der Halbgiebel besteht aus Zierfachwerk; das Glockentürmchen auf dem Schopfwalm ist ebenfalls in Fachwerkausführung gestaltet. Auf der Seite der Kapellengasse befindet sich ein großer Zwerchgiebel mit Fachwerkgliederung. Dies macht die Alte Dechantei auch heute noch zu einem der wenigen Oberpfälzer Fachwerkhäuser.
Architektonische Besonderheiten
Ein Korbbogenportal mit Renaissance-Einfassung umspannt das Haus. Diese Einfassung wird von Pilastern flankiert, über dem Bogen befinden sich Voluten, die die „Türkenmadonna“ und Muscheln umschließen. Die Vorkragung des ersten Obergeschosses ist beidseitig zur Südostkante hin anlaufend. Westlich der Giebelfront auf der Südseite des Hauses befindet sich eine Loggia, die sich im Korbbogen öffnet.
Seite „Alte Dechantei“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. September 2019, 10:53 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Alte_Dechantei&oldid=192026085 (Abgerufen: 6. Juni 2020, 17:55 UTC)
Lena Schabus, Fassaden, 2020, Bildcomposing
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